Manche Erinnerungen fühlen sich nicht einfach „vergangen“ an. Sie sind nicht vorbei, obwohl sie lange zurückliegen. Sie zeigen sich in inneren Bildern, in plötzlichen Gefühlen, in wiederkehrenden Szenen. Manchmal tauchen sie mitten im Alltag auf, manchmal nachts, manchmal scheinbar grundlos. Und manchmal spüren wir nur einen diffusen Druck, eine Enge, ein unangenehmes Gefühl, das wir gar nicht so recht zuordnen können.
Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder, wie belastend es sein kann, wenn das innere Erleben nicht zur äusseren Gegenwart passt. Wenn alte Szenen wie in Endlosschleife ablaufen oder der Körper reagiert, obwohl man längst „weiss, dass es vorbei ist“. Wenn man merkt: Ich fühle und verhalte mich wie ein kleines Kind, obwohl ich doch längst erwachsen bin.
In solchen Momenten kann eine besondere Form der Traumatherapie hilfreich sein: IRRT - Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy. Eine Methode, die mit inneren Bildern arbeitet, Eine Merthode, die nicht alles „wegmachen“ will, sondern Raum schafft für etwas Neues: Trost, Schutz, Selbstermächtigung, Nachnähren und Selbstmitgefühl.
IRRT ist eine strukturierte, wissenschaftlich fundierte Methode, die ich in meiner Praxis mit grossem Respekt vor dem persönlichen Schicksal und viel Erfahrung anwende. Sie eignet sich für Menschen, die unter belastenden Erinnerungen leiden, auch dann, wenn sie nicht als „klassisches Trauma“ gelten.
In diesem Artikel möchte ich erklären, was IRRT ist, wie eine Sitzung abläuft und warum diese Methode so berührend und wirkungsvoll sein kann. Vielleicht spüren Sie beim Lesen schon, ob Sie sich davon angesprochen fühlen.
Was ist IRRT? - Eine wirksame Therapie mit inneren Bildern
IRRT steht für Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy - eine psychotherapeutische Methode, die speziell zur Verarbeitung von belastenden oder traumatischen Erinnerungen entwickelt wurde.
Sie wurde in den 1990er-Jahren von dem Psychologen Prof. Dr. med. Mervyn Smucker entwickelt und seither durch zahlreiche Studien weiterentwickelt und empirisch gestützt.
Anders als viele klassische Gesprächsmethoden nutzt IRRT gezielt die Vorstellungskraft und das emotionale Erleben: Statt über ein belastendes Ereignis „nur“ zu sprechen, wird die Erinnerung in einem sicheren Rahmen imaginativ aufgerufen und in mehreren Schritten neu verarbeitet und verändert. Das Ziel ist nicht, etwas zu löschen oder zu verdrängen, sondern in inneren Bildern zu erleben, was damals gefehlt hat: zum Beispiel Schutz, Trost, Unterstützung oder Selbstwirksamkeit.
Dabei wird in der Therapie ein belastendes inneres Bild in mehreren Phasen bearbeitet. Das kann zum Beispiel eine Situation aus der Kindheit sein, eine Ohnmachtserfahrung, ein Moment der Scham oder eine Szene aus einer Beziehung, die bis heute nachwirkt.
Durch die strukturierte Arbeit mit Imagination und Emotionen entsteht eine neue innere Erfahrung, die im emotionalen Gedächtnis verankert werden kann.. Genau deshalb ist IRRT nicht nur auf kognitiver Ebene wirksam, sondern oft auch emotional sehr berührend und nachhaltig verändernd.
IRRT wird besonders häufig bei traumatischen oder überwältigenden Erlebnissen eingesetzt, eignet sich aber auch bei Scham- und Schuldgefühlen, inneren Konflikten oder selbstabwertenden Gedanken, die immer wieder auftauchen.
Die Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy verläuft typischerweise in drei Phasen: Zunächst werden belastende Bilder und damit verbundene Emotionen des Traumas erneut in sensu (in der Vorstellung) erlebt. In der zweiten Phase konfrontiert das aktuelle Ich des Betroffenen den Täter und entmachtet ihn symbolisch. Abschliessend erfolgt in der dritten Phase eine innere Versöhnung, bei der beruhigende und tröstende Bilder zwischen dem aktuellen Ich und dem traumatisierten bzw. kindlichen Ich entwickelt werden. Auf den detaillierten Ablauf werde ich in einem Folgeabschnitt genauer eingehen.
Wann kommt IRRT zum Einsatz? - Wenn Erinnerungen nachwirken
Nicht alle belastenden Erfahrungen hinterlassen sichtbare Spuren. Aber manche Erlebnisse graben sich tief ein und bleiben innerlich aktiv, auch wenn sie äusserlich längst vorbei sind.
IRRT kann genau dann hilfreich sein, wenn bestimmte Erinnerungen oder Gefühle immer wieder auftauchen, sich aufdrängen oder im Inneren eine Form von Unruhe, Druck oder Hilflosigkeit erzeugen. Oft sind es Momente, in denen man sich damals zum Beispiel ohnmächtig, ausgeliefert, allein oder beschämt gefühlt hat. Es sind Situationen, die nicht verarbeitet werden konnten, weil sie zu überwältigend waren oder keine Unterstützung da war.
Typische Themen, bei denen IRRT zur Anwendung kommt, sind zum Beispiel:
- belastende Kindheitserfahrungen
- emotionale oder körperliche Gewalt
- Mobbing oder Ausgrenzung
- Trennung oder Verlust
- Schuld- oder Schamgefühle, die sich festgesetzt haben
- wiederkehrende belastende innere Bilder
- das Gefühl, „nicht loszukommen“ von einer Szene oder einem Gefühl
Aber auch bei Erlebnissen, die nicht als klassisches Trauma gelten, kann IRRT sinnvoll sein. Zum Beispiel wenn das innere Erleben nicht zum Erwachsenen-Ich passt und "alte Gefühle" scheinbar plötzlich übernehmen. IRRT bietet hier die Möglichkeit, diese inneren Bilder in einem sicheren Rahmen noch einmal zu betrachten, ihnen mit neuer Perspektive zu begegnen und das zu integrieren, was damals gefehlt hat.
Es geht nicht darum, sich in der Vergangenheit zu verlieren. Sondern darum, den Teil von uns zu erreichen, der damals allein war und heute nicht mehr allein sein muss.
Warum sind innere Bilder so kraftvoll? - Die Wirkung von Imagination
In der psychotherapeutischen Arbeit mit IRRT nutzen wir etwas, das viele Menschen unterschätzen: die Kraft der Vorstellung. Das mag im ersten Moment „nach Fantasie“ klingen, ist aber in Wahrheit ein zutiefst wirksamer psychologischer und neurologischer Prozess.
Unser Gehirn unterscheidet erstaunlich wenig zwischen dem, was wir real erleben und dem, was wir uns bildhaft und emotional lebendig vorstellen. Schauen Sie sich gerne in diesem Zusammenhang auch meinen Beitrag zur Imagination "innerer sicherer Ort" an, in dem die Kraft der inneren Vorstellung ebenfalls noch einmal ausführlicher beschrieben wird.
Studien zeigen: Wenn wir uns eine Situation in der Imagination vorstellen, aktivieren sich dieselben Hirnregionen
wie bei einer tatsächlichen Erfahrung. Besonders deutlich ist das z. B. in bildgebenden Verfahren (fMRT) sichtbar. Die neuronalen Netzwerke für Emotion, Körperempfinden und Stressreaktion reagieren messbar, obwohl kein reales Ereignis stattfindet.
Ein einfaches Beispiel macht das deutlich:
Stellen Sie sich einmal vor, Sie schneiden eine reife, saftige Zitrone auf.
Sie sehen, wie sich der Saft an der Schnittfläche sammelt.
Nun nehmen Sie ein Stück davon in den Mund - und beissen hinein.
Spüren Sie, wie sich Ihr Mund verzieht? Wie mehr Speichel produziert wird?
Diese körperliche Reaktion ist real, obwohl die Zitrone nicht existiert.
Das zeigt eindrücklich: Vorstellungen können physiologische Reaktionen auslösen, weil das Gehirn sie in vielerlei Hinsicht wie echte Erfahrungen verarbeitet.
Genau hier setzt IRRT an:
Wenn wir ein belastendes inneres Bild in sicherer therapeutischer Begleitung noch einmal aufrufen und dann schrittweise eine neue, stärkende Erfahrung „einbauen“, entsteht für das emotionale Gedächtnis eine echte Veränderung. Das Gehirn lernt, dass auf das Gefühl von Ohnmacht nun Schutz folgen kann. Dass auf die Hilflosigkeit eine kraftvolle innere Stimme antwortet. Dass das innere Kind nicht mehr allein ist, weil heute ein erwachsener Anteil da ist, der für es einsteht.
Diese sogenannten „Nach-Erfahrungen“ werden nicht nur als Fantasie abgespeichert, sondern oft emotional und körperlich tief verankert und wirken dadurch regulierend, heilend, stabilisierend.
Viele Menschen berichten nach einer IRRT-Sitzung von einem inneren Aufatmen. Nicht, weil alles plötzlich gut ist, aber weil etwas innerlich in Bewegung kommt. Etwas, das vorher festgesteckt war, darf sich neu sortieren.
Wie läuft eine IRRT-Sitzung ab? - Ein strukturierter Prozess innerer Veränderung
IRRT folgt einem klar gegliederten Ablauf in drei aufeinander aufbauenden Phasen. Dieser Rahmen ermöglicht es, auch hochbelastende innere Bilder in einem sicheren therapeutischen Raum zu bearbeiten - Schritt für Schritt, begleitet und orientiert an Ihrer inneren Wahrnehmung.
Die therapeutische Arbeit findet auf der sogenannten „inneren Bühne“ statt, auf der verschiedene Anteile - wie das damalige Ich, das aktuelle Ich und das Täterbild - als handelnde Figuren auftreten.
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Phase 1: Das Wiedererleben der Szene
Zunächst werden Sie eingeladen, mit geschlossenen Augen ein belastendes inneres Bild vor sich entstehen zu lassen - eine Erinnerung oder symbolische Darstellung, die emotional noch spürbar ist. Sie beschreiben, was in dieser Situation passiert. Ich begleite Sie dabei durch die Szene, frage zwischendurch nach Ihrer emotionalen Belastung auf einer Skala von 0-10 und helfe Ihnen, bei Ihrer inneren Wahrnehmung zu bleiben.
Oft gibt es in einer belastenden Szene eine Art Anfang, einen Verlauf und einen Schluss. Wenn sich der intensivste Moment - der sogenannte „Hot Spot“ - zeigt, folgt im nächsten Schritt die zentrale Wendung des Verfahrens.
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Phase 2: Konfrontation und Selbstermächtigung
Nun betreten Sie - in Ihrer heutigen, erwachsenen Gestalt - innerlich die Szene. Sie sehen sich selbst als Beobachterin oder Begleiterin, als jemand, der heute für sich einstehen kann.
In dieser Phase konfrontieren Sie innerlich die Person oder Situation, die damals überfordernd oder verletzend war.
Was möchten Sie heute sagen oder tun?
Wie reagieren die inneren Bilder darauf?
Dabei darf das, was früher nicht möglich war, heute in sicherer Vorstellung erlebt werden. Zum Beispiel Schutz, Widerstand, Trost, Selbstermächtigung, Selbstwirksamkeit, Mitgefühl.
Diese Konfrontation geschieht stets in einem geschützten Rahmen, Sie entscheiden jederzeit, wie weit Sie gehen möchten. Oft verändert sich das Täterbild mit der Zeit - wird kleiner, ohnmächtiger, weniger bedrohlich.
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Phase 3: Zuwendung zum inneren Kind
In einem weiteren Schritt wenden Sie sich nun dem kindlichen Anteil zu, dem inneren Bild des verletzten Ichs. Vielleicht sehen Sie ein Mädchen, einen Jungen, ein jüngeres Selbst, das allein, verzweifelt, traurig, ohnmächtig oder erstarrt ist.
Sie treten in Kontakt, stellen Nähe her und sagen dem inneren Kind, was es damals so dringend gebraucht hätte:
„Ich sehe dich.“ - „Du bist nicht schuld.“ - „Ich bin jetzt da... du bist nicht alleine.“
Diese innere Beziehung ist oft zutiefst bewegend. Viele berichten später, dass sie dadurch das Gefühl hatten, etwas zurückholen zu können, was lange verloren oder eingefroren schien.
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Abschluss & Nachspüren
Am Ende der Sitzung wird ein positives inneres Bild verankert - ein Abschlussbild, das den Prozess rundet.
Danach folgt eine behutsame Rückkehr in den Raum, eine kurze Nachbesprechung: Was war hilfreich? Was überraschend? Was hat sich im Körper oder Gefühl verändert?
Kennzeichnend für die IRRT ist die sokratische Haltung des Therapeuten, der sich inhaltlich zurücknimmt und vorrangig durch offene Fragen, Paraphrasen und eine klare Struktur den Rahmen vorgibt. Die Verantwortung für die inhaltliche Ausgestaltung liegt beim Betroffenen, der als „Wissender“ gilt, während der Therapeut lediglich hilft, dieses innere Wissen zugänglich zu machen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die präzise sprachliche Gestaltung durch den Therapeuten. Durch behutsame Formulierungen, wie das Voranstellen eines Handlungswunsches, können auch schwierige emotionale Entwicklungsschritte ermöglicht werden.
Wenn der Täter im Inneren weiterwirkt - wie IRRT bei selbstabwertenden Stimmen helfen kann
Manche Verletzungen heilen nicht nur schwer, weil das Erlebte so tief ging, sondern weil es im Inneren weiterlebt. Nicht selten tragen Menschen nach belastenden Erfahrungen auch eine innere Stimme in sich, die sich anklagend, wertend oder hart anhört: „Du bist schwach.“ - „Du bist nichts wert.“ - „Du bist selbst schuld.“ - „Du machst immer alles falsch.“ - „Du darfst nicht wütend sein.“
Diese Stimmen sind nicht angeboren. Sie entstehen oft in Situationen, in denen das eigene Selbstwertgefühl schwer erschüttert wurde - durch Missachtung, Gewalt, emotionalen Missbrauch oder andere Formen von Traumatisierung. In der Fachsprache spricht man hier manchmal von einem Täterintrojekt: Eine innere Repräsentation der Täterfigur oder ihrer Botschaften. Es beschreibt die Übernahme von Einstellungen, Verhaltensmustern oder Glaubenssätzen des Täters durch das Opfer. Das Opfer „introjiziert“ (verinnerlicht) also Anteile des Täters - oft unbewusst -, was tiefgreifende Folgen für das Selbstbild und Verhalten haben kann.
IRRT kann genau hier sehr wirksam ansetzen. In einem geschützten, imaginativen Raum wird das heutige, erwachsene Ich eingeladen, in Beziehung zu dieser inneren Stimme zu treten - um die alte Dynamik zu durchbrechen. Je nach Situation kann dies konfrontierend, schützend, tröstend oder klärend geschehen.
Das Erleben, selbst für sich einzustehen - auch nachträglich, symbolisch - kann tiefgreifend verändern. Es entsteht nicht selten ein Gefühl von innerer Entlastung, von Rückgewinnung der eigenen Würde, der eigenen Grenzen, der eigenen Macht.
Viele Menschen berichten nach solchen Sitzungen:
„Ich konnte zum ersten Mal sagen, was ich damals nicht sagen konnte.“
„Ich war nicht mehr ohnmächtig und konnte mich wehren.“

Ist IRRT wissenschaftlich fundiert? - Ja. Und zwar gut.
IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy) ist eine wissenschaftlich geprüfte, evidenzbasierte Therapiemethode, die vor allem in der Behandlung von posttraumatischen Belastungsreaktionen und belastenden Kindheitserfahrungen eingesetzt wird.
Ursprünglich entwickelt wurde das Verfahren von M. Smucker und Kolleg*innen. Seither wurde IRRT vor allem im deutschsprachigen Raum weiterentwickelt (bspw. durch Dr. med. Rolf Köster) und durch zahlreiche klinische Studien begleitet - insbesondere auch im Kontext von komplexen Traumatisierungen, chronischer Scham und selbstabwertenden inneren Bildern.
IRRT gehört zur Gruppe der imaginativen Therapieverfahren - mit dem besonderen Fokus auf die aktiven Veränderung innerer Bilder und Bewertungen. Inzwischen liegen Studien vor, die eine signifikante Reduktion von Symptomen wie Angst, Schuld, Scham, Hilflosigkeit und Flashbacks belegen.
Besonders eindrücklich ist die Wirksamkeit bei:
- Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- Selbstwertproblematiken
- Komplexen Entwicklungstraumata
- Chronisch belastenden inneren Szenen oder Täterintrojekten
Ein entscheidender Wirkfaktor ist die sogenannte Selbstermächtigung durch imaginative Konfrontation: Der Mensch bleibt nicht länger passives Opfer eines inneren Bildes, sondern tritt diesem als gegenwärtige, handlungsfähige Person gegenüber.
Die Effektivität von IRRT wurde u. a. auch im Vergleich mit EMDR und anderen Traumatherapie-Methoden untersucht. Ergebnisse zeigen, dass IRRT in bestimmten Bereichen - z. B. bei Scham- und Schuldgefühlen oder Täter-Opfer-Dynamiken - besonders nachhaltig wirksam sein kann.
IRRT ist in Deutschland durch verschiedene Fachgesellschaften (z. B. die DeGPT) anerkannt und wird vielfach in psychotraumatologischen Weiterbildungen vermittelt.
Mythen über IRRT - und was wirklich stimmt
Wie bei vielen therapeutischen Verfahren, die mit inneren Bildern und emotionalem Erleben arbeiten, gibt es auch rund um IRRT einige Missverständnisse. Nicht selten begegnen mir in meiner Praxis Fragen oder Bedenken, die auf Unsicherheit oder Halbwissen beruhen - was vollkommen verständlich ist. Deshalb möchte ich hier einige Mythen aufgreifen und ins rechte Licht rücken:
- „Ich muss die schlimmsten Szenen nochmals durchleben.“
Bei IRRT wird zu Beginn tatsächlich das belastende innere Bild aus der Perspektive der damaligen, verletzlichen Version erlebt - oft ein jüngeres Ich. Ziel ist es, den emotionalen Kern (den sogenannten „Hot Spot“) bewusst wahrzunehmen. jedoch nicht unkontrolliert zu durchleiden, sondern bewusst im Hier und Jetzt zu halten. Wichtig dabei: Dieser Prozess ist klar strukturiert, behutsam begleitet und jederzeit steuerbar. Sobald der belastendste Moment identifiziert ist, tritt das heutige, erwachsene Ich hinzu - es schützt, konfrontiert, tröstet oder übernimmt die Handlung.
Ab diesem Moment ändert sich die Dynamik: Sie sind nicht mehr ausgeliefert, sondern handelnd, zugewandt, stärkend präsent. Viele Menschen erleben dies als heilsamen Wendepunkt: Was früher nicht möglich war, darf heute in sicherer innerer Umgebung geschehen. - „Das ist doch bloss Fantasie - wie soll das helfen?“
Tatsächlich ist gerade das imaginative Erleben einer der stärksten Wirkfaktoren.
Wie bereits erklärt: Unser Gehirn unterscheidet nur bedingt zwischen realen und vorgestellten Erfahrungen. Wenn wir in der Vorstellung Schutz, Trost oder Selbstwirksamkeit erleben, kann dies im emotionalen Gedächtnis neue Verknüpfungen schaffen - die weit über „blosse Fantasie“ hinausgehen. - „Ich kann mir gar nichts vorstellen - also funktioniert IRRT bei mir nicht.“
Ein häufiger Gedanke, aber selten ein tatsächliches Hindernis.
Auch Menschen, die sich „nicht gut visualisieren können“, profitieren. Es geht weniger um perfekte Bilder, sondern vielmehr um das emotionale Spüren, das innere Erleben. Bilder können sich auch in Symbolen, Körperempfindungen oder Worten zeigen und dürfen sich im Laufe des Prozesses verändern. - „IRRT ist nur etwas für schwere Traumata.“
Nein. IRRT eignet sich nicht nur für klassisch traumatische Erfahrungen, sondern auch für tiefer sitzende emotionale Prägungen, innere Bilder von Scham, Schuld, Ausgrenzung, innerer Kritik oder Ohnmacht, ebenso wie für belastende Erfahrungen und Erinnerungen generell. Viele Menschen tragen solche Szenen in sich - auch wenn sie nicht als „Trauma“ eingeordnet werden.
Ist IRRT das Richtige für mich?
IRRT eignet sich besonders dann, wenn Sie merken, dass bestimmte innere Bilder, Erinnerungsfragmente oder Gefühle immer wieder auftauchen - obwohl Sie das Erlebte vielleicht schon lange „verstanden“ haben.
Vielleicht gibt es Situationen, in denen Sie sich plötzlich klein, ohnmächtig oder beschämt fühlen - ohne genau greifen zu können, warum. Oder es gibt ein inneres Bild, eine Szene, einen Satz, der einfach nicht verblasst.
IRRT kann hilfreich sein bei:
- prägenden Kindheitserfahrungen, die bis heute nachwirken
- belastenden inneren Bildern oder Erinnerungen
- Schuld- und Schamgefühlen, innerer Kritik, Selbstabwertung
- dem Wunsch, sich emotional zu befreien und nicht nur rational zu verstehen
Sie müssen kein besonders „bildhafter Mensch“ sein.
Sie brauchen kein dramatisches Einzelerlebnis.
Entscheidend ist lediglich Ihre Bereitschaft, sich in einem geschützten Rahmen auf den Prozess einzulassen - in Ihrem Tempo, mit dem, was gerade möglich ist.
IRRT ist nicht immer die passende Methode - aber oft dann besonders hilfreich, wenn Worte allein nicht mehr weiterführen, und wenn das, was innerlich nachwirkt, eine neue Antwort braucht.
Eine Antwort, in der Ihr heutiges Ich für Sie eintritt. Mit Klarheit, Mitgefühl und innerer Stärke.
IRRT in meiner Praxis
Wenn Sie spüren, dass alte Bilder, Gefühle oder Erfahrungen Sie mehr beeinflussen, als Sie möchten - dann darf das ein Zeichen sein, hinzusehen. Behutsam. In Ihrem Tempo. In einem sicheren Rahmen.
IRRT ist eine Möglichkeit, innerlich neu in Beziehung zu treten - mit dem, was war, und mit dem, was heute möglich ist.
Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, ob diese Methode für Ihr Anliegen passend ist, biete ich Ihnen gerne ein unverbindliches Erstgespräch an. In diesem klären wir gemeinsam, was Sie mitbringen, was Sie sich wünschen und ob IRRT ein geeigneter Weg für Sie sein könnte.
Ich freue mich, Sie kennenzulernen.
